Die Gendarmerieschule des BMI
Obgleich nicht Teil der B-Gendarmerie beziehungsweise des
Gendarmerie - Sonderprogramms, sei hier die in der
Rennwegkaserne in Wien garnisonierte Gendarmerieschule des
BMI kurz erwähnt. Nach den Unruhen 1950 entschloss sich die
Bundesregierung, in Wien ein Gendarmeriebataillon
aufzustellen, welches protokollarische Aufgaben wahrnehmen
und im Bedarfsfall den Schutz der Bundesregierung
gewährleisten sollte. Es erreichte bald eine Stärke von rund
600 Mann, gegliedert in vier Kompanien und eine technische
Abteilung. Bei der äußerst harten Ausbildung wurde auf
Exerzierdienst und militärische Aspekte großer Wert gelegt.
Diese Einheit war aber stets Teil der "normalen"
Bundesgendarmerie. Ihre Adjustierung bestand in der
üblichen Gendarmerieuniform, dazu der grau gestrichene
Wehrmachtstahlhelm, braunes Lederzeug
(Gendarmerieleibriemen, zweizellige Patronentaschen zum
Steyr-Repetierstutzen M-95, Bajonetttasche, Traggestell für
den dunkel-blaugrauen Leinentornister), schwarze Schuhe. Die
Standard-Waffe war stets der Steyr-Repetierstutzen M-95/30
samt Bajonett (ab Patrouillenleiter mit Portepée). Nach
Brettner verfügte jede Kompanie auch über MG-42 und MP 4024).
Ausrückungen als Ehrenformation erfolgten häufig gemeinsam
mit der Gendarmeriemusik Niederösterreich. Dass viele
ehemalige "Rennweger" die Gendarmerieschule des BMI als
Vorläuferin des heutigen Gardebataillons des Bundesheeres
sehen, ist zwar nicht formell, aber durchaus faktisch
begründbar.
Differenzierung
Das gleiche
Aussehen von "normaler" Gendarmerie und B-Gendarmerie, die
ja primär militärischer und nicht sicherheitsdienstlicher
Ausbildung unterzogen wurde, führte naturgemäß zu gewissen
Problemen. Schließlich sah sich das BMI 1953 zu einer
erlassmäßigen Klarstellung veranlasst, der zufolge die
Vertragsbediensteten des Gendarmeriedienstes der
Gendarmerieschulen (so die offizielle Bezeichnung der
B-Gendarmen) "nur in Fällen gerechter Notwehr sowie bei
Betretung von Tätern unzweifelhaft auf frischer Tat von sich
aus einschreiten" durften, wobei Täter dem nächsten
zuständigen Exekutivorgan zu übergeben waren. Auch im
äußeren Erscheinungsbild wurde schließlich eine
Unterscheidung getroffen: 1954 wechselte man die gelben
gekörnten Knöpfe an den Monturen gegen graue glatte Knöpfe
aus. Im Bereich einiger Gendarmerieschulen (z. B.
Oberösterreich - I sowie Tirol -I und II) wurden
(inoffizielle) Schulabzeichen geschaffen, ebenso
verschiedene Kursabzeichen, die von Angehörigen der
B-Gendarmerie zur Uniform getragen wurden. Nach
Polivka-Treuensee25) wurden sie teils als
Kappenabzeichen (vor dem Korpsabzeichen an der Bergmütze)
oder an der linken Brusttasche der Rockbluse getragen.
Ausklang
Mit der Wiedererlangung der vollen
staatlichen Souveränität und Wehrhoheit Österreichs 1955
wurden die Verbände der B-Gendarmerie zunächst in
"provisorische Grenzschutzabteilungen" umbenannt. Das
Korpsabzeichen der Gendarmerie entfernte man daraufhin
ebenso von den Uniformen, wie die roten Passepoils aus den
Hosen. Auf Grundlage des Wehrgesetzes vom 7. September 1955
wurden diese Grenzschutzabteilungen in das neue
Österreichische Bundesheer übergeführt. Die Uniformen der
B-Gendarmerie wurden im Bundesheer noch eine Zeit lang
weitergetragen - natürlich ohne das Korpsabzeichen und mit
jeweils entsprechender Waffenfarbe als Unterlage der
Kragendistinktionen. Sogar die deutschen Stahlhelme wurden,
neben den US-amerikanischen, noch bis Ende der 50er Jahre
verwendet. Mit der Formierung der Provisorischen
Grenzschutzabteilungen schloss sich auch ein Kreis: war 1849
die österreichische Gendarmerie aus dem Heer entstanden,
konnte sich das Österreichische Bundesheer 1955 aus der
Gendarmerie entwickeln. Die faktische Möglichkeit, die junge
Demokratie auch aktiv verteidigen zu können, war eine
wichtige Voraussetzung zur Wiedererlangung der staatlichen
Souveränität und Unabhängigkeit. Dass dies mit dem Abschluss
des Staatsvertrages 1955 gelang, ist somit auch jenen
Männern zu verdanken, die eine damals durchaus unsichere
Zukunft als Hilfsgendarm, Unteroffizier oder Offizier in der
B-Gendarmerie auf sich genommen und so den Willen zur
Selbstbehauptung Österreichs gezeigt haben. |
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Ehrenformation
der Gendarmerieschule des BMI mit Gendarmeriemusik NÖ in
der Wiener Rennwegkaserne, 1954. Beachte: traditionelle
Präsentierhaltung des Tambours, Feldzeichen nach
altösterreichischer Tradition (Eichenlaub) am Stahlhelm,
Bajonett am Repetierstutzen Steyr M-95. |
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